Besuch vom Kraftwerksleiter Dr. Schneiker
(zweiter Vortrag der Veranstaltungsreihe Studium generale „Verantwortung“)
Bis heute überwiegt die Freude an der Verantwortung. Habt keine Angst vor Verantwortung! (Dr. Karsten Schneiker)
Am 10. Oktober 2019 besuchte Dr. Karsten Schneiker, der Leiter des Steinkohlekraftwerks Hamburg-Moorburg, das Seminar Maulbronn, um der spannenden Frage nachzugehen, ob man denn heute noch guten Gewissens ein Kraftwerk leiten könne. Seite Antwort: „Ja!“ Er handele nach bestem Wissen und Gewissen und sei sich seiner Verantwortung wohl bewusst. Sein Fazit nach ca. zwei Stunden Vortrag vor ca. 100 Seminarist/innen, Lehrern und Gästen lautete: „Bis heute überwiegt die Freude an der Verantwortung.“ Zudem bestärkte er v.a. auch die jugendlichen Zuhörer/innen darin, keine Angst vor Verantwortung zu haben und über den Klimawandel fundiert nachzudenken.
Zu Beginn seines Vortrags stellte sich der Kraftwerksleiter Hamburg-Moorburg persönlich vor und auch während des gesamten Vortrags konnte man spannende Einblicke in sein Berufsfeld erhalten. Den Blick hinter die Kulissen führte Dr. Schneiker u.a. herbei, indem er über rechtliche Verantwortung, Personalverantwortung für 200 Mitarbeiter/innen, unternehmerische Verantwortung und nicht zuletzt über die gesellschaftliche Verantwortung referierte. Es gehe schließlich auch um bezahlbare Energie, so Dr. Schneiker. Eine seiner schwierigsten Aufgaben sei es, geeignete Mitarbeiter/innen für die Meisterschule auszuwählen, d.h. das Potential eines Menschen zu erkennen und über das Schicksal eines Menschen mitzuentscheiden. Seine Ziele und Vorgaben machte er klar. Das energiepolitische Zieldreieck, d.h. Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit bringe mit sich, dass es nichts gebe, was befriedigend alles gewährleisten könne. Demzufolge müsse man also Kompromisse in der Energiepolitik eingehen. Um die Netzstabilität zu sichern, sei es auch für die nächsten Jahrzehnte vonnöten konventionelle Kraftwerke zu betreiben.
Dr. Schneiker plädierte dafür, dass die Politik sich ihrer Verantwortung noch stärker bewusstwerden müsse. Auch jede und jeder Einzelne solle versuchen ihren bzw. seinen bestmöglichen Beitrag zur Co2-Reduktion zu leisten. In Zeiten von „Fridays for Future” hatte Dr. Schneiker alle Mühe die Anwesenden von seinem Standpunkt an der ein oder anderen Stelle zu überzeugen bzw. aufzuzeigen, welche Verantwortung mit seinem Beruf und der Leitung eines Kraftwerks verbunden sind. Rhetorisch versiert, belegte er seine Ansichten mit Fachwissen und warnte vor Klimapopulismus, vor dem sich auch junge Menschen schützen sollten. Er wünsche sich einen offenen Dialog, statt Denkverbote. Im Anschluss an den Vortrag gelang dies in dem fortgeführten kontroversen Austausch zwischen Publikum und Dr. Schneiker schon recht gut. Ephorus Keitel bedankte sich am Ende recht herzlich dafür, dass sich der Kraftwerksleiter die Zeit genommen hat, in seinem Vortrag zum Thema „Verantwortung“ seine Sicht darzustellen und in den offenen und fruchtbaren Austausch zu treten.