Buß- und Bettag


Exkursion am Buß- und Bettag

Am 20. November waren die Klassen 9 und 10 mit den Seminarpfarrer*innen Eva Karmrodt und Philipp Häge im Rahmen der alljährlichen Buß- und Bettagsexkursion in Heilbronn und Umgebung unterwegs.

Zum Auftakt ging es ins Gemeindehaus der Südgemeinde, wo uns der evangelische Pfarrer und Gefängnisseelsorger Jochen Stiefel empfing. Er gab uns spannende Einblicke in seinen Berufsalltag und kam mit den Schüler*innen über seine persönlichen Erfahrungen in der Arbeit mit den Gefangenen der JVA Heilbronn ins Gespräch. Er war von den vielen verschiedenen Fragen, die unsere Semis ihm stellten, angetan und so entstand ein lebhafter und interessierter Austausch, für den wir uns ganz herzlich bei Herrn Stiefel bedanken.

Danach konnten die Jugendlichen in ihrer Mittagspause die Heilbronner Innenstadt auf eigene Faust erkunden. Manche nutzen die Zeit, um den Turm der Kilianskirche zu besteigen. Andere gingen in diversen Geschäften auf Schnäppchenjagd und wieder andere entdeckten die kulinarische Vielfalt der Fußgängerzone.

Gestärkt ging es dann weiter ins Kulturzentrum für Bildung und Integration (KBI) nach Neckarsulm, einem Ort, der, wie sich herausstellte, viele interessante Parallelen zum Seminar aufweist. Dort wurden wir von Herrn Balci, dem Leiter des Schülerwohnheims und seinen Kollegen erwartet und überaus freundlich in Empfang genommen. Danach bekamen wir als erstes eine private Führung durch die Moschee des Kulturzentrums. Fasziniert von der Schönheit des mit kunstvoller Kalligrafie dekorierten Raumes, hatten die Semis die Gelegenheit ihre Fragen zum Islam und zum gelebten muslimischen Glauben in Deutschland zu stellen. Es entspann sich ein lebhafter, lebensnaher und ehrlicher Austausch – sogar während des Mittagsgebets durften wir im Raum bleiben und bekamen im Flüsterton die Vorgänge erklärt.

Als nächstes wurde uns das Schülerwohnheim im KBI von einigen dort untergebrachten Schülern, die staatliche Schulen in Heilbronn und Neckarsulm besuchen, gezeigt, was zu angeregten Gesprächen unter den christlichen und muslimischen Jugendlichen führte. Auch hier haben die Jugendlichen Wochendienste, sind in Mehrbettzimmern untergebracht und es gibt Gruppenräume und Arbeitszimmer, in denen die Jungen gemeinsam ihre Arbeitszeit und Freizeit gestalten. Höhepunkt der Führung war für einige die sogenannte Werkstatt für Talente- und Denksportspiele, in der wir voller sichtbarer und hörbarer Freude die unterschiedlichsten Intelligenzspiele gemeinsam ausprobieren konnten. Abgerundet wurde unser Besuch durch eine Einladung zu Tee und Gebäck, die wir gerne annahmen. Auch hier ergaben sich noch einmal viele Gelegenheiten zu Gesprächen und Begegnungen unter den Jugendlichen. Die herzerwärmende Gastfreundschaft, die uns im KBI von Herrn Balci, seinen Kollegen und den Jugendlichen entgegengebracht wurde, haben uns nachhaltig beeindruckt, sodass wir unsere Gastgeber kurzerhand zu einem Gegenbesuch nach Maulbronn eingeladen haben. Ob und wann dieser stattfinden kann, muss noch geklärt werden, wir würden uns jedoch sehr über ein Wiedersehen freuen.

Begegnungsmöglichkeiten wie der diesjährige Buß-und Bettag leisten aus unserer Sicht einen wertvollen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen, zur Demokratiebildung und zur interreligiösen Dialogfähigkeit – und machen obendrein noch Spaß und Lust auf mehr.


Flüchtling oder Fachkraft?


Flüchtling oder Fachkraft?

Um es gleich vorwegzunehmen. Weder die „Flüchtlingskrise“ noch das Problem des Fachkräftemangels konnte an diesem Abend gelöst werden, als rund 20 Seminaristinnen und Seminaristen im Rahmen der Politik-AG mit Bürgermeister a.D. Andreas Felchle rund um das Thema Migration und Integration diskutierten.

Felchle outete sich als leidenschaftlicher Fan des Grundgesetzes und der Europäischen Integration und stellte die Menschenwürde und ein christlich geprägtes Menschenbild als Maxime seines Handelns als Bürgermeister dar. Gleichwohl habe es auch in Maulbronn Konflikte im Zusammenhang mit der Unterbringung der Flüchtlinge gegeben. Er sehe auch Probleme, wenn Parallelgesellschaften entstehen und folgert daraus, dass eine erfolgreiche Integration immer voraussetzt, dass beide Seiten – die Gesellschaft und die zu integrierenden Menschen – sich bemühen.

Beispielhaft konnten das die Schülerinnen und Schüler an der Migrationsgeschichte ihrer Mitschülerin Anna sehen, die erst vor zwei Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam und von ihren ersten Erfahrungen in Deutschland berichtete, als sie noch kein Deutsch verstand. Das schnelle erlernen der Landessprache sieht sie als wichtigste Voraussetzung für ihre erfolgreiche und schnelle Integration.

Emotional wurde die Diskussion dann gegen Ende, als sich Felchle und auch die diskutierenden Schüler besorgt äußerten angesichts der hohen Zustimmungswerte für rechtsextreme und populistische Parteien.

Für den Initiator des Abends Matthias Leeflang bleibt trotz düsterer Prognosen aber ein positives Fazit: Wenn Jugendliche engagiert über verschiedene politische und gesellschaftliche Themen diskutieren, dann stärkt das die Demokratie. Von Politikverdrossenheit war am Mittwochabend im Großen Hörsaal des Seminars Maulbronn jedenfalls wenig zu spüren.


Jugendliche aus Israel berichten


Jugendliche aus Israel berichten am Seminar

Es ist wahrscheinlich das beste Mittel, klare Kante gegen Antisemitismus und Rassismus zu zeigen, indem man auf andere zugeht, sie persönlich trifft, kennenlernt und sich mit ihnen austauscht. So hat man die größte Chance den vermeintlich Anderen zu verstehen, den eigenen Horizont zu erweitern und sich eine Haltung zu erarbeiten, die unbegründeten Ängsten keinen Raum bietet.

Am Mittwoch, den 9. Juli kamen im Rahmen des Pilotprojektes SCORA (Schools opposing Racism and Antisemitism) Jugendliche aus Israel, die das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 entweder sehr direkt oder mittelbar erlebt haben. Sie kamen mit den Semis ins Gespräch, erzählten von ihrer persönlichen Lebenswelt in Israel bis zu diesem Tag, davon, wie sie von der Erfahrung des 7. Oktober traumatisiert worden sind und davon, dass sie in ihrem multikulturell geprägten Land Israel in Frieden leben möchten.

Offen berichteten die israelischen Gäste von all dem und antworteten auf alle Fragen der Semis, die von Politik bis hin zu Lieblingsgerichten und -Rezepten reichten.