Adventsfrühstück


Adventsfrühstück am Seminar

Wie jedes Jahr fand am vergangenen Sonntag das Adventsfrühstück am Evangelischen Seminar statt. Ein – im Vergleich zum normalen Frühstück – ganz besonderer Morgen: Die erste Kerze des Adventskranzes brennt, es gibt Rührei und Gutsle, alle sind fein gekleidet und haben ein nicht herauszubekommendes Lächeln im Gesicht. Man könnte annehmen, dass alle von einer Idee überzeugt sind, die sich im Text des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Adventsliedes „O Heiland, reiß die Himmel auf“ äußert. Die dritte Strophe lautet dort:

O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd,

dass Berg und Tal grün alles werd.

O Erd, herfür dies Blümlein bring,

o Heiland, aus der Erden spring.

Welch ein schöner aber doch eher naiver Wunsch! Aus dem Inneren der Erde soll eigenständig eine zierliche Blume erwachsen, welche die ganze Erde wieder zu einem wohlriechenden und heilsamen Ort machen wird. Und das auch noch ohne unser Zutun! Als ob es reichen würde, verbindende Wertevorstellungen, Gemeinsinn und Solidarität sich zu wünschen. Nein, es reicht nicht. Was aber mit einem Adventsfrühstück einhergeht, ist die Wiederholung einer für uns wichtigen Praxis, die eben durch die Wiederholung zum Einüben eines Bewusstseins von Zusammenarbeit und Dankbarkeit wird. Und seien wir doch mal ehrlich, brauchen wir nicht alle etwas mehr Übung in den Dingen, die zueinander führen?

Wir wünschen allen eine schöne Adventszeit!


Buß- und Bettag


Exkursion am Buß- und Bettag

Am 20. November waren die Klassen 9 und 10 mit den Seminarpfarrer*innen Eva Karmrodt und Philipp Häge im Rahmen der alljährlichen Buß- und Bettagsexkursion in Heilbronn und Umgebung unterwegs.

Zum Auftakt ging es ins Gemeindehaus der Südgemeinde, wo uns der evangelische Pfarrer und Gefängnisseelsorger Jochen Stiefel empfing. Er gab uns spannende Einblicke in seinen Berufsalltag und kam mit den Schüler*innen über seine persönlichen Erfahrungen in der Arbeit mit den Gefangenen der JVA Heilbronn ins Gespräch. Er war von den vielen verschiedenen Fragen, die unsere Semis ihm stellten, angetan und so entstand ein lebhafter und interessierter Austausch, für den wir uns ganz herzlich bei Herrn Stiefel bedanken.

Danach konnten die Jugendlichen in ihrer Mittagspause die Heilbronner Innenstadt auf eigene Faust erkunden. Manche nutzen die Zeit, um den Turm der Kilianskirche zu besteigen. Andere gingen in diversen Geschäften auf Schnäppchenjagd und wieder andere entdeckten die kulinarische Vielfalt der Fußgängerzone.

Gestärkt ging es dann weiter ins Kulturzentrum für Bildung und Integration (KBI) nach Neckarsulm, einem Ort, der, wie sich herausstellte, viele interessante Parallelen zum Seminar aufweist. Dort wurden wir von Herrn Balci, dem Leiter des Schülerwohnheims und seinen Kollegen erwartet und überaus freundlich in Empfang genommen. Danach bekamen wir als erstes eine private Führung durch die Moschee des Kulturzentrums. Fasziniert von der Schönheit des mit kunstvoller Kalligrafie dekorierten Raumes, hatten die Semis die Gelegenheit ihre Fragen zum Islam und zum gelebten muslimischen Glauben in Deutschland zu stellen. Es entspann sich ein lebhafter, lebensnaher und ehrlicher Austausch – sogar während des Mittagsgebets durften wir im Raum bleiben und bekamen im Flüsterton die Vorgänge erklärt.

Als nächstes wurde uns das Schülerwohnheim im KBI von einigen dort untergebrachten Schülern, die staatliche Schulen in Heilbronn und Neckarsulm besuchen, gezeigt, was zu angeregten Gesprächen unter den christlichen und muslimischen Jugendlichen führte. Auch hier haben die Jugendlichen Wochendienste, sind in Mehrbettzimmern untergebracht und es gibt Gruppenräume und Arbeitszimmer, in denen die Jungen gemeinsam ihre Arbeitszeit und Freizeit gestalten. Höhepunkt der Führung war für einige die sogenannte Werkstatt für Talente- und Denksportspiele, in der wir voller sichtbarer und hörbarer Freude die unterschiedlichsten Intelligenzspiele gemeinsam ausprobieren konnten. Abgerundet wurde unser Besuch durch eine Einladung zu Tee und Gebäck, die wir gerne annahmen. Auch hier ergaben sich noch einmal viele Gelegenheiten zu Gesprächen und Begegnungen unter den Jugendlichen. Die herzerwärmende Gastfreundschaft, die uns im KBI von Herrn Balci, seinen Kollegen und den Jugendlichen entgegengebracht wurde, haben uns nachhaltig beeindruckt, sodass wir unsere Gastgeber kurzerhand zu einem Gegenbesuch nach Maulbronn eingeladen haben. Ob und wann dieser stattfinden kann, muss noch geklärt werden, wir würden uns jedoch sehr über ein Wiedersehen freuen.

Begegnungsmöglichkeiten wie der diesjährige Buß-und Bettag leisten aus unserer Sicht einen wertvollen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen, zur Demokratiebildung und zur interreligiösen Dialogfähigkeit – und machen obendrein noch Spaß und Lust auf mehr.


Religion - Fluch und Segen


Thementag Evangelische Religion: „Religion - Fluch und Segen“

Am Freitag, 8. November fand der Thementag Evangelische Religion für Leistungskurse bei uns am Seminar statt. Unter dem Titel „Religion – Fluch und Segen“ setzten sich unsere Semis gemeinsam mit Schüler*innen vom Friedrich-Abel-Gymnasium Vaihingen/Enz und vom Salzachgymnasium Maulbronn mit destruktiven und lebensförderlichen Seiten von Religion auseinander. Dazu hatten wir zwei promovierte Referent*innen der Universitäten Heidelberg und Tübingen zu Gast, die unseren Thementag mit spannenden Vorträgen zu ihren Forschungsarbeiten bereicherten.

Neben dem inhaltlichen Schwerpunkt war auch fürs leibliche Wohl bestens gesorgt und in der Mittagspause führten unsere Semis die Gäste durchs Haus, was bei unseren Besucher*innen Begeisterung und Staunen auslöste. Am Ende stand noch eine gemeinsame Andacht im Chorgestühl unter dem passenden Bibelwort (Römer 12,21): „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“


Klostertag


Ora et labora - Klostertag am Seminar

Ora et labora: 24 Stunden leben wie die Mönche. Auch in diesem Jahr fand wieder unser Klostertag statt. Am 21. und 22. Juli zogen wir als Seminargemeinschaft weiße Kutten über unsere Alltagskleidung und verbrachten einen ganzen Tag in der Tradition der Zisterziensermönche.

Wir haben gemeinsam geschwiegen, gegessen und gebetet. In den Zeiten dazwischen konnten die Schüler:innen ihre Talente in Projektgruppen entdecken und wurden unter professioneller Anleitung zu Expert:innen in Sachen Töpfern, Imkern, Flechten, Steinbearbeitung, Kräuterkunde und Kochen.

Ein wunderbarer Tag, der zu unserer Schule gehört und sie mitprägt.



Maulbronn trifft Mbeya


Maulbronn trifft Mbeya - Ein Chor aus Tanzania im Seminar

Nach dem großartigen gemeinsamen Konzert mit der Kantorei und dem Chor aus Tanzania in der Klosterkirche am Tag zuvor waren wir alle gespannt auf die gemeinsame Chorprobe.

Nachdem unsere Gäste uns mit einem Lied begrüßt hatten und wir alle möglichen Fragen zum Chorgesang in Tanzania gestellt hatten, durften wir zu unserer großen Freude ein mehrstimmiges Stück mitsamt den dazugehörenden Tanzbewegungen von bzw. mit ihnen lernen. Danach fiel es uns wirklich schwer den Chor ziehen zu lassen und zu unserer Probenarbeit überzugehen.

Wirklich beeindruckt hat uns die herzliche Freundlichkeit der Sängerinnen und Sänger aus Tanzania, die selbstverständliche Einheit aus Liedinhalten, Stimme und Körperbewegung, und die Beobachtung, dass wir mit ihnen trotz der gewaltigen geographischen und kulturellen Distanz in denselben biblischen Geschichten und im Glauben eng verbunden sind.

Der Chor aus Afrika, der unter dem Maulbronner Kruzifix über Jesus Christus singt – ein unvergesslicher Eindruck.



Buß- und Bettag 2023


Buß- und Bettag - Ein Bericht

Beim diesjährigen Buß- und Bettag machten wir uns mit Bus und Bahn ins Pädagogisch-Kulturelle Zentrum Freudental auf. Mit an Bord waren die Klassen 9 und 10 sowie die beiden Seminarpfarrpersonen Philipp Häge und Eva Karmrodt. Im PKC wurden wir im freundlichen, hellen Raum der ehemaligen Synagoge mit Jonglageübungen begrüßt, die über den Tag hinweg immer wieder fortgesetzt wurden – eine ungewohnte, aber sehr schöne Abwechslung!

Nach einer Vorstellungsrunde spazierten wir zu einer Führung über den jüdischen Friedhof in Freudental, wo wir uns unterschiedliche Grabsteine anschauen und Fragen zur jüdischen Bestattungspraxis stellen konnten. Dort erhielten wir auch einen groben Überblick über die Geschichte jüdischen Lebens in der Region. Im Anschluss daran wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen erhielten eine Führung durch eine kleine Ausstellung mit historischen Schriftstücken aus der Geschichte der jüdischen Menschen Freudentals, während die andere Gruppe selbst aktiv wurde: Gemeinsam mit dem jüdischen Kalligraphie-Künstler Tobias Christ konnten wir hebräische Schriftzeichen mit breiten Federn und tiefschwarzer Tusche zeichnen. Tobias gab uns Tipps für Verschönerungen und Varianten der Buchstaben und zeigte einigen von uns, wie man den eigenen Namen schreibt. Nach dem leckeren Mittagessen tauschten die beiden Gruppen die Orte. Bei einem gemeinsamen Abschluss konnten wir im Kreis sitzend alle offen gebliebenen Fragen zur jüdischen Gegenwartskultur stellen, die uns Tobias auf sehr persönliche und informative Art beantwortete. Zum Abschied gab es natürlich eine weitere Jonglageeinheit und wir machten uns gestärkt mit je einem Stück Marmorkuchen auf der Hand auf den Heimweg nach Maulbronn, den wir traditionellerweise teilweise auf einer Wanderung durch den Maulbronner Wald zurücklegten.



Adventsfrühstück im Evangelischen Seminar Maulbronn


Adventsfrühstück im Evangelischen Seminar Maulbronn

Adventsfrühstück ist wieder angesagt! Gemeinsam singen, miteinander Schmausen, andächtig lauschen, froh in den Adventssonntag gehen.

Heute ist wieder dieser spezielle Tag, an dem die Erwartung der Ankunft beginnt, was für uns bedeutet, dass wir uns innerlich und äußerlich in Schale werfen, aufgehoben in unserer Seminargemeinschaft fühlen, uns auf das reich gedeckte Buffet freuen. Und all das, als ob die Welt in Ordnung wäre, was ja faktisch nicht wirklich der Fall ist. Krieg, Angst, Unvernunft sind allgegenwärtig. Und genau aus diesen Gründen kann umso mehr die beginnende Adventszeit ein Antrieb sein, um eine Haltung herauszubilden, die der Unordnung entgegentritt.

Wir wünschen allen eine schöne Adventszeit!



Klostertag 2023


Klostertag 2023

Am Sonntagabend, 23. Juli war es wieder soweit: Im Evangelischen Seminar Maulbronn wurden die Uhren zurückgedreht und das Klostergebäude als Heimat unserer Schule wurde seinem ursprünglichen Zweck zugeführt. Zu Beginn stand das traditionelle Anlegen der Mönchskutten, das die Besonderheit dieses Tages schon von Weitem erkennen ließ. Sobald die Kutten angezogen waren, galt es zu schweigen, wie es die Klosterregel der Zisterzienser besagt.

In den kommenden 24 Stunden durfte lediglich in den Projektgruppen gesprochen werden, wenn die Arbeit es erforderte, oder zum Gesang und zum Gebet die Stimme erhoben werden. So war der darauffolgende Montag geprägt von einer Abfolge von Gebets-, Essens-, und Arbeitszeiten, während der die Jugendlich sich selbst und ihre Beziehung zu Gott auf ganz neue Weise entdecken und erleben durften.

Für die Projektgruppen sind eigens dafür angereiste Fachleute zu uns ins Kloster gekommen, die althergebrachte Handwerke mithilfe von mittelalterlichen Werkzeugen mit den Jugendlichen ausprobiert haben. Dieses Jahr wurden Korbflechten, Seifenherstellung, Buchbinderei, Kräuterkunde sowie Holzarbeiten zur Herstellung von Hockern und Lampen angeboten. Mit viel Freude, Eifer und Ernsthaftigkeit waren die Jugendlichen am Werk und die Ergebnisse ihrer Arbeit und ihres Betens konnten sich sehen lassen.

Am Ende eines langen Arbeitstages war in den Gesichtern der Schülerinnen und Schüler Stolz, aber auch etwas Erleichterung zu sehen. Sie hatten es geschafft: einen Tag zu leben, wie die Mönche es früher schon an diesem Ort getan haben.



Kreuzweg der Jugend

Kreuzweg der Jugend

Seminarist:innen der Klassen Neun und Zehn des Evangelischen Seminars Maulbronn und Konfirmand:innen der Evangelischen Kirchengemeinde Maulbronn haben gemeinsam am 30. März einen Kreuzweg mit insgesamt sechs Stationen im Klostergelände vorbereitet. An jeder Station wurde mit den Besucher:innen ein Ort aus der Passionsgeschichte genauer betrachtet. Neben dem traditionellen Kreuztragen der Jugendlichen und gemeinsam gesungenen Liedern und Gebeten gab es szenische Lesungen der Passionsgeschichte nach Matthäus sowie Gedanken und Impulse der Jugendlichen zu ihren Bibeltexten. Umrahmt wurde das Ganze durch Beiträge des Seminarchors mit Stücken aus der Matthäuspassion.

Die Jugendlichen begeisterten die Anwesenden durch selbst verfasste wachrüttelnde Texte, in denen sinnbildlich ungerechte Machtstrukturen, die einem „von oben herab“ sagen, wer man sei, versinnbildlicht wurden. In den Texten der Schüler:innen wurde auch tiefe Einblicke in die menschliche Verstrickung in Schuld, die jede und jeden etwas angeht, gegeben. Am Ende dieses besonderen Gottesdienstes von und mit Jugendlichen wurde in der kerzenbeschienenen Klosterkirche Fürbitte gehalten und Kerzen niedergelegt, bevor sich die Wege wieder trennten und die Menschen mit vielen neuen Eindrücken und sicher auch einigen guten Gedanken in ihren Alltag zurückgekehrt sind.


Das Evangelische Seminar Maulbronn an Orten der Reformation

Das Evangelische Seminar Maulbronn an Orten der Reformation

Dass Orte, an denen man war und als eindrücklich empfunden hat, zukünftiges Handeln beeinflussen, ist ein Gedanke, der sich zu Recht hartnäckig hält. In ihm verdichtet sich nämlich Erfahrung und Erwartung, was pädagogisch ein Ansatz mit großem Potential ist. Als Evangelisches Seminar ist es demnach auch folgerichtig, dass die Orte, an denen Martin Luther wirkte und sich der reformatorische Gedanke herausbildete, besucht werden.

 

Zum ersten Mal seit langer Zeit brechen wir wieder als komplette Schule zu einem Ausflug auf, der vielleicht heutzutage eher mit einem älterem Publikum oder Pilgernden in Verbindung gebracht wird: Wartburg, Thomaskirche, Wittenberg – vier Tage lang, nur diesmal mit Schüler:innen der Klassen 9 bis 12! Wie hoch sind die Erfolgschancen, dass solch eine Schulfahrt nicht zu einem kompletten Desaster wird?

Der Beginn verheißt dennoch Gutes: Spontan machen sich einige Semis am ersten Tag selbständig an das Übersetzen des griechischen Urtextes des Neuen Testaments in der entsprechenden Ausstellung auf der Wartburg. Ganz im Stil des berühmtesten „Schutzsuchenden“ der Burg!

Am Tag drauf singen wir in der Thomaskirche in Leipzig als Chor des Seminars zwei Choräle DES ehemaligen Kantors der Thomaskirche, J. S. Bach. Jugendliche Unbekümmertheit trifft auf „Altehrwürdiges“!

In Wittenbergs Schloss- und Stadtkirche sind wir schließlich hingerissen von der Schönheit der christlichen Bildkunst, die uns unmittelbar anspricht. Zugleich wird uns aber auch die Ambivalenz der Person Martin Luthers bewusster, die überall in der „Lutherstadt“ präsent ist und angeboten wird.

Auf der A9 Richtung München denken wir, dass unsere Reise in die alten „neuen Bundesländer“ voll unseren Erwartungen entsprach: Ein echtes Miteinander als eine Art fliegendes Klassenzimmer an Orten, die unserem Schulprofil entsprechen. Apropos Schule, morgen früh geht es weiter mit Arbeitsaufträgen, Hausaufgaben, Erläuterungen, Berechnungen… Die Wege, die wir in den letzten Tagen gingen, geben Zuversicht, „…da dein Fuß gehen kann.“ (Paul Gerhardt)

Vor dem Lutherhaus

Singen in der Thomaskirche

Luthers Studierstube

In der Schlosskirche