Das Evangelische Seminar Maulbronn an Orten der Reformation

Das Evangelische Seminar Maulbronn an Orten der Reformation

Dass Orte, an denen man war und als eindrücklich empfunden hat, zukünftiges Handeln beeinflussen, ist ein Gedanke, der sich zu Recht hartnäckig hält. In ihm verdichtet sich nämlich Erfahrung und Erwartung, was pädagogisch ein Ansatz mit großem Potential ist. Als Evangelisches Seminar ist es demnach auch folgerichtig, dass die Orte, an denen Martin Luther wirkte und sich der reformatorische Gedanke herausbildete, besucht werden.

 

Zum ersten Mal seit langer Zeit brechen wir wieder als komplette Schule zu einem Ausflug auf, der vielleicht heutzutage eher mit einem älterem Publikum oder Pilgernden in Verbindung gebracht wird: Wartburg, Thomaskirche, Wittenberg – vier Tage lang, nur diesmal mit Schüler:innen der Klassen 9 bis 12! Wie hoch sind die Erfolgschancen, dass solch eine Schulfahrt nicht zu einem kompletten Desaster wird?

Der Beginn verheißt dennoch Gutes: Spontan machen sich einige Semis am ersten Tag selbständig an das Übersetzen des griechischen Urtextes des Neuen Testaments in der entsprechenden Ausstellung auf der Wartburg. Ganz im Stil des berühmtesten „Schutzsuchenden“ der Burg!

Am Tag drauf singen wir in der Thomaskirche in Leipzig als Chor des Seminars zwei Choräle DES ehemaligen Kantors der Thomaskirche, J. S. Bach. Jugendliche Unbekümmertheit trifft auf „Altehrwürdiges“!

In Wittenbergs Schloss- und Stadtkirche sind wir schließlich hingerissen von der Schönheit der christlichen Bildkunst, die uns unmittelbar anspricht. Zugleich wird uns aber auch die Ambivalenz der Person Martin Luthers bewusster, die überall in der „Lutherstadt“ präsent ist und angeboten wird.

Auf der A9 Richtung München denken wir, dass unsere Reise in die alten „neuen Bundesländer“ voll unseren Erwartungen entsprach: Ein echtes Miteinander als eine Art fliegendes Klassenzimmer an Orten, die unserem Schulprofil entsprechen. Apropos Schule, morgen früh geht es weiter mit Arbeitsaufträgen, Hausaufgaben, Erläuterungen, Berechnungen… Die Wege, die wir in den letzten Tagen gingen, geben Zuversicht, „…da dein Fuß gehen kann.“ (Paul Gerhardt)

Vor dem Lutherhaus

Singen in der Thomaskirche

Luthers Studierstube

In der Schlosskirche


Nur selber denken macht schlau!

Nur selber denken macht schlau!

Am Mittwoch den 18.09.2019 hielt Prof. Dr. Ruth Conrad von der Humboldt-Universität in Berlin im Rahmen der Studium-Generale-Vortragsreihe zum Thema „Verantwortung“ einen Vortrag über die Herausforderungen, denen sich die Theologie heute stellen muss, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Diesen Vortrag im Oratorium des Seminars ließen sich viele Seminaristinnen und Seminaristen, Vertreter/innen des Lehrerkollegiums und weitere Besucher/innen nicht entgehen.

Ihren Vortrag begann Prof. Dr. Ruth Conrad mit der Schilderung zweier unterschiedlicher Theologieverständnisse innerhalb der evangelischen Kirche. Zum einen erläuterte sie das Verständnis der Theologie als Berufsführungswissen für angehende Pfarrer/innen in der Tradition von Schleiermacher und zum anderen legte sie das Verständnis nach Karl Barth dar, demnach Theologie nichts anderes als Reden von und über Gott ist. Im Anschluss daran zeigte sie die verschiedenen Herausforderungen der heutigen Kirche auf und verdeutlichte die Lösung nach jeweiligem Theologieverständnis: Nach Karl Barth mit einer klaren aus der Bibel hergeleiteten Antwort oder nach Schleiermacher als situationsmäßiger Diskurs über eine bestimmte Fragestellung. Danach fasste sie die Hauptproblemfelder und Hauptherausforderungen, denen sich die Kirche heute stellen muss, zusammen.  Dabei ging sie beispielsweise auf die zunehmende Individualität und den damit verbundenen Mitgliederschwund in der evangelischen Kirche ein. Am Ende ihres Vortrags stand die Erkenntnis: „Nur selber denken macht schlau.“ Denn jede/r sollte sich selbst Gedanken machen. Im Anschluss an den Vortrag gab es die Möglichkeit Fragen zu stellen, was vom Publikum gerne genutzt wurde.

Alles in allem war es ein sehr informativer und interessanter Vortrag und ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, sich über alles seine eigenen Gedanken zu machen und nicht einfach blind zu vertrauen und somit auch Verantwortung zu übernehmen. Vielen Dank an Prof. Dr. Ruth Conrad, dafür, dass sie sich die Zeit genommen hat, diesen Vortrag am Seminar Maulbronn zu halten!

Anton Conrad, Klasse 9 (Promotion 2019/2023)


Andachten am Adventskranz

Es ist Montagmorgen, 6:35 Uhr, und einige Semis sind tatsächlich schon auf den Beinen! Der Grund ist einfach: Besinnliche Adventsandacht am Adventskranz im Dorment mit Frau Ose steht an. Welch eine schöne Möglichkeit in den Tag zu starten und die besinnliche Zeit zu genießen.


Kreuzweg der Jugend

Was ist eigentlich der Kreuzweg der Jugend? Diese Frage haben sich viele der Menschen gestellt, die dieses Jahr das erste Mal dabei waren. Wir haben die verschiedenen Stationen von Jesus vor seiner Kreuzigung und die Kreuzigung gemeinsam kennengelernt. Die Stationen wurden von Konfirmanden und Konfirmandinnen und Seminaristen gestaltet und zu Leben erweckt. Manche schrieben eine Predigt, andere fragten sich, was die Menschen zu dieser Zeit wohl gedacht haben und warum sie so entschieden und gehandelt hatten. Wir zogen im und ums Kloster Maulbronn herum. Vorneweg vier Seminaristen, die das Kreuz trugen und hinter ihnen alle Leute deren Interesse geweckt worden war und die, die sich daran beteiligten. Es wurden Taizé-Lieder gesungen und jeder konnte das alles auf sich wirken lassen. Man hatte ein Gemeinschaftsgefühl erster Klasse mit so vielen vertrauten und auch fremden Menschen umher zu ziehen und Jesu Geschichte zu erleben.

Lena Wilm (Promo 17/21)